Gefühle nach dem Transfer: So gehen Sie mit unterschiedlichen Emotionen um

Die Wartezeit nach einem Embryotransfer gehört zu den emotional herausforderndsten Phasen auf einer Kinderwunschbehandlung. Unterschiedliche Gefühle zwischen Partnern sind normal. Manche Frauen spüren früh, dass es vielleicht nicht geklappt hat – lange bevor ein Schwangerschaftstest ein Ergebnis zeigt. Gleichzeitig kann der Partner noch voller Hoffnung sein und daran glauben, dass alles gut wird. Dieses Auseinanderklaffen der Gefühle nach einem Transfer ist völlig normal, kann aber zu Spannungen oder sogar zu Vorwürfen führen, wie „Deine Stimmung wirkt sich negativ auf den Versuch aus“. “ Ich möchte nicht, dass Du jetzt schon weinst. Du muss positiv bleiben, sonst wird es nicht klappen“.

Ich höre das immer mal wieder in meiner Praxis

Neulich sprachen zwei Patientinnen mit mir über die Wartezeit nach dem Transfer. Sie erzählten, wie einsam sie sich fühlten – traurig, aber nicht in der Lage, ihre Gefühle vor ihrem Partner zu zeigen. Gerade dieses Verbergen machte die Tage noch schwerer. Gemeinsam suchten wir nach Wegen, wie sie ihre eigenen Emotionen spüren dürfen und gleichzeitig eine Verbindung zu ihrem Mann halten können.

Eine offene Kommunikation, bei der beide Seiten ihre Gefühle benennen dürfen, hilft, Missverständnisse zu vermeiden. Es ist nicht die Aufgabe der Frau, die Hoffnung des Partners zu übernehmen oder seine Erwartungen zu erfüllen – genauso wenig wie es die Aufgabe des Partners ist, die eigenen Gefühle zu unterdrücken.

Es ist in Ordnung, wenn Sie unterschiedliche Emotionen erleben als Ihr Partner. Indem Sie sich selbst und einander Raum geben, Verständnis üben und ggf. Unterstützung annehmen, schaffen Sie einen sicheren Rahmen, um diese schwierige Zeit gemeinsam zu durchleben.

Warum empfinden Frauen und Männer oft so unterschiedlich?

Frauen erleben die Behandlung körperlich unmittelbar: Hormone, Veränderungen im Körper, der Transfer selbst, das starke Beobachten jedes kleinen Signals. Dieses körpernahe Erleben kann ein tiefes intuitives Gefühl auslösen – egal, wie das Ergebnis am Ende tatsächlich ausfällt.

Partner hingegen stehen emotional oft „von außen“ daneben. Hoffnung zu halten ist für sie manchmal die einzige Möglichkeit, sich nicht hilflos zu fühlen. Zu zweifeln kann sich für manche wie Aufgabe oder Kontrollverlust anfühlen – daher klammern sie sich häufig an Optimismus.

Wenn aus Hoffnung Druck wird

Vorwürfe wie „Du darfst jetzt nicht negativ denken“ oder „Damit schadest du doch unseren Embryo“ entstehen selten aus Unverständnis, sondern aus Angst.
Angst davor, erneut enttäuscht zu werden.
Angst davor, nichts tun zu können.
Angst, den Kinderwunsch nicht zu erfüllen.

Doch solche Sätze treffen die Frau oft mitten in einer ohnehin verletzlichen Situation und verstärken Schmerz, Schuldgefühle oder Einsamkeit.

Wie Paare trotz unterschiedlichen Gefühlen nach Embryotransfer gut durch diese Zeit kommen können

1. Gefühle dürfen gleichzeitig existieren

Es ist völlig in Ordnung, wenn eine Person hoffnungsvoll bleibt und die andere zweifelt. Unterschiedliche Gefühle bedeuten nicht, dass man sich entfernt – sie zeigen lediglich verschiedene Formen des Umgangs mit Stress.

2. Die innere Wahrnehmung ernst nehmen

Wenn eine Frau spürt: „Etwas fühlt sich nicht richtig an“, verdient dieses Gefühl Respekt – auch wenn es vielleicht medizinisch noch nichts aussagt. Körperliche Intuition ist eine wertvolle Information, keine Bedrohung.

3. Fakten helfen Männern oft, die Situation besser zu verstehen

Negatives Denken verursacht keine Fehlversuche. Studien zeigen klar: Gedanken beeinflussen die Einnistung nicht. Wenn ein Mann daran zweifelt, kann man ihn fragen: „Wenn Gedanken Schwangerschaften verhindern könnten, warum gibt es dann ungewollte Schwangerschaften oder Schwangerschaftsabbrüche?“ Meist erkennt man so schnell, dass negative Gedanken nicht das Problem sind.

Wichtig ist jedoch: Gedanken beeinflussen sehr wohl das emotionale Miteinander. Statt Vorwürfen hilft es, Gefühle offen auszudrücken, z. B.: „Ich merke, dass du Angst hast oder Traurig bist. Ich habe auch Angst und brauche die Hoffnung.“

4. Vereinbart einen „emotionalen Schonraum“

Ein kurzes Ritual kann helfen:
5 Minuten am Tag, in denen jede*r sagt, wie es einem wirklich geht – ohne Lösung, ohne Diskussion, ohne Korrektur.

5. Unterstützung von außen suchen

Wenn sich die Gefühle festfahren oder die Wartezeit zu belastend wird, kann ein Gespräch mit einer neutralen Fachperson entlasten. Ein Raum ohne Erwartungen oder Druck hilft beiden, sich zu orientieren und wieder zueinanderzufinden. Ich bin mit EMDR-Emotionscoaching gern für Sie da, falls die Gefühle überwältigend werden.

Ein Fazit für Paare

Die Wartezeit ist kein Test für die Beziehung – sie ist ein Ausnahmezustand.
Wenn eine Frau früh spürt, dass es vielleicht nicht geklappt hat, braucht sie vor allem Verständnis und Zuwendung. Und der Partner braucht Raum für seine eigene Hoffnung, um mit seiner Angst leichter umzugehen.

Beide dürfen unterschiedlich fühlen – und trotzdem gemeinsam durch diese Zeit gehen.

Meine Patientin fühlte sich erleichtert. Sie wollte vor der nächsten Behandlung bewusst mit ihrem Mann über die unterschiedlichen Gefühle nach einem Transfer sprechen. Allein der Gedanke daran, die Wartezeit diesmal gemeinsam zu erleben und offen über ihre Emotionen zu sprechen, gab ihr ein Stück Zuversicht und innere Stärke.

Wenn Sie bestmöglich auf die Wartezeit nach dem Transfer vorbereitet werden wollen, finden Sie auf meine Seite Psychische Belastung nach Embryotransfer Hinweise darauf, wie ich Ihnen helfen kann, die Hibbelzeit gelassener zu gestalten und gut zu überstehen.