Praxisbeispiel: Trauerbewältigung mit EMDR bei Angst vor Fehlgeburt
Praxisbeispiel: Trauerbewältigung mit EMDR bei Angst vor Fehlgeburt
Hinweis: Es geht hier um Trauerbewältigung mit EMDR in Bezug auf mehrere Fehlgeburten. Dieses Beispiel ist anonymisiert. Es zeigt, wie emotionale Unterstützung und EMDR in meiner Praxis Frauen helfen können, belastende Erlebnisse zu verarbeiten. Es ersetzt keine medizinische oder Therapeutische Beratung. Die Sitzungen dauerte jeweils 2 Stunden.
Hintergrund: Die Angst entstand durch drei nicht verarbeiteten Schwangerschaftsverlusten
Marta kam zu mir in die Praxis, weil sie sich ein zweites Kind wünschte. Sie hatte bereits drei Fehlgeburten mit einem früheren Partner erlebt und große Angst, dass es mit ihrem neuen Partner wieder passieren könnte. Die Kinderwunschklinik konnte keine Ursache finden. Wichtig war, dass Marta bisher keine Gelegenheit hatte, diese Verluste emotional zu verarbeiten.
Sie hatte beim ersten Kind ihre Schwangerschaft kaum genießen können, da ihre Mutter sterbenskrank war. Sie hat die ganze Zeit ihre Mutter bis Ende der Schwangerschaft gepflegt. Sie empfand noch viel Trauer über den Verlust Ihrer Mutter. Diese Trauer schwang mit der Trauer der Fehlgeburten zusammen.
Wir vereinbarten, zuerst den Tod der Mutter zu verarbeiten, damit die Trauer nicht mehr mitschwingt. Im zweiten Schritt wollten wir dann die unverarbeiteten Gefühle der Schwangerschaftsverluste Schritt für Schritt aufzuarbeiten. Und dann könnten wir überprüfen, ob die Angst vor einer Folgeschwangerschaft noch vorhanden ist.
ich stelle ihr den Ablauf vor, den ich über die Zeit entwickelt hatte, der aus 5 Phasen besteht. Marta ging nur mit der ersten Phase in Resonanz. Deswegen einigten wir uns darauf, nur die Phase 1: das „wie sie die Abgänge erlebte oder erfahren hatte“ zu verarbeiten.
1. Sitzung – Anamnese der Fehlgeburten
Marta beschrieb ihre Fehlgeburten und die Situationen, die heute noch stark belasteten. Besonders traumatisch waren:
- Zwei Abgänge, die sie alleine im Bad erlebte.
- Die Diagnose beim Frauenarzt, dass das dritte Embryo keinen Herzschlag hatte.
Zudem zeigte sich, dass sie damals keinen Partner hatte, der empathisch reagieren konnte, und ein Glaubenssatz in ihr wirkte: „Sei stark, jammere nicht, sonst bekommst du keinen Respekt.“ Trauer und Schock wurden unterdrückt und kaum mit Partner oder Freundinnen geteilt – nur mit einer Tante, die auch diese Erfahrung mal gemacht hatte, traute sie sich, sich darüber ein wenig auszutauschen. Sie wollte keine andere Person damit belasten. Sie drückte die Gefühle weg und schaute nach vorne, sowie sie es gewohnt war. Bis jetzt hatte diese Strategie geholfen. Aber nun nicht mehr…
2. Sitzung – Verluste der Mutter: wirksame Trauerbewältigung mit EMDR
Wir begannen mit einer Szene aus der Zeit, als ihre Mutter krank war und immer weniger Kraft hatte. Dann gingen wir zu dem Moment, als sie starb.
Mit EMDR können solche eingefrorenen emotionalen Bilder sich bewegen und sich entladen.
Sie konnte Gefühle zulassen, die damals keinen Raum hatten:
- Überforderung/Hilflosigkeit
- Wut auf das Schicksal und auf die Krankheit
- Ungerechtigkeit
- Traurigkeit, dass sie keine Zeit hatte, die Schwangerschaft zu genießen.
- Sie konnte am Ende die Liebe zu ihrer Mutter stärker spüren
Die Trauer durfte fließen. Sie weinte und sagte später: „Das war alles so groß und zu viel. Ich hatte keine Chance, das damals zu fühlen.“
Am Ende der Sitzung war sie erschöpft, aber innerlich leichter. Die Wut war weg. Sie wurde sich noch bewusster darüber, wie viel sie geleistet hatte und wie überfordert sie sich gefühlt hatte. Durch das Wegdrücken, konnte sie damals weiter funktionieren.
Ich erklärte ihr, dass sich in den Tagen danach vielleicht noch Trauer lösen kann – und dass das ein gutes Zeichen ist. Nicht ein Rückfall, sondern ein Durchatmen. In der 3. Sitzung meinte sie, es kam Trauer nach aber auf einer ruhigen und erlösenden Art
3. Sitzung – Trauerbewältigung mit EMDR: die Abgänge durch Fehlgeburt
Wir arbeiteten mit der ersten und zweiten Fehlgeburt. Nicht in Worten. Sondern mit den Gefühlen und Körperempfindungen. Das ist übrigens der Vorteil von EMDR. Während der Verarbeitung mit EMDR muss man nicht viel erzählen, sondern eher die Gefühle und die Körperempfindungen wahrnehmen, ganz achtsam, ohne etwas verändern zu wollen.
Es zeigten sich mehrere Gefühlen: Schock. Ekel. Trauer. Enttäuschung. und dann dieses tiefe, einsame Gefühl. Das kannte sie aus ihrer Kindheit. Sie musste alles allein mit sich selber ausmachen und verarbeiten. Gefühle hatten zu Hause keinen Platz in Verbindung mit den Eltern. Es war sehr wichtig dieses Gefühl zuzulassen für Ihre Bewusstwerdung.
Mit EMDR konnten sich die Bilder entladen.
Die Tränen kamen – aber sie waren erlösend, nicht überwältigend. Am Ende sagte sie:
„Ich kann diese Situationen jetzt anschauen, ohne hineinzufallen. Ich spüre den Abstand“
Das ist genau der Moment, der zeigt: Die Erinnerung bleibt. Aber die Erinnerung trägt nicht mehr die ganze Last.
4. Sitzung – Trauerbewältigung mit EMDR: die schlimmste Fehlgeburt
Die letzte Fehlgeburt in der 9. Schwangerschaftswoche war emotional am intensivsten, da Marta bereits eine liebevolle Verbindung zu dem Kind aufgebaut hatte. Mit EMDR in Verbindung mir Inneren Bildern bearbeiteten wir die traumatischen Momente beim Frauenarzt und die damit verbundenen Schockgefühle.
Dort war auch „alleinsein“ ein Thema, da sie beim Frauenarzt allein war. Deswegen habe ich mit der „Marta von heute“ gearbeitet. Ich schickte sie in ihrer Vorstellung zu der „Marta von damals“ beim Frauenarzt. Mit Hilfe meiner Begleitung konnte sie mit ihr gemeinsam die Gefühle zulassen und verarbeiten.
Die Erinnerung konnte an Ladung verlieren, was die Erstarrung betrifft. Am Ende hatte sie ein inneres Bild wie sie sich beide in den Armen hielten, etwas ruhiger, nachdem sie zusammen geweint hatten. Sie fühlte sich geborgen und nicht mehr allein.
Zusätzlich nutzten wir ein Ritual mit kleinen Filzkugeln, die die Embryos symbolisierten. Marta gab jedem Kind einen Namen – ein symbolischer Akt, der den Kindern einen festen Platz in ihrem Herzen und ihrer Familie schenkte und fand einen Platz für sie auch in ihrem Garten. Das schaffte zusätzlich noch Ruhe in ihrem Herzen.
Ergebnisse der Trauerbewältigung der Schwangerschaftsverluste und der Mutter mit EMDR
Marta berichtete:
- Die Albträume wurden weicher.
- Die Angst vor einer erneuten Schwangerschaft hatte sich in Zuversicht verwandelt.
- Sie konnte ihre Gefühle ernst nehmen und sie kommunizieren statt sie wegzudrücken.
- Und sie konnte die liebevolle Fürsorge ihres heutigen Partners endlich an sich heranlassen.
Sie sagte am Ende unserer gemeinsamen Arbeit:
„Ich habe nicht mehr das Gefühl, dass ich das allein tragen muss. ich kann meine Gefühle mit meinem Partner teilen“
Wir brauchten nicht weiter an die Angst vor Fehlgeburt zu bearbeiten. Sie freute sich auf den nächsten Versuch und wusste, egal was passiert: sie wird mit ihrem Partner gut damit umgehen können
FAZIT: Möglichkeiten durch Trauerbewältigung mit EMDR
Das Praxisbeispiel zeigt:
Gerade wenn Sie keinen Raum haben, um Ihre Gefühle zuzulassen oder wenn die Gefühlen Sie überwältigen: EMDR und gezielte emotionale Begleitung können schnell helfen, traumatische Erfahrungen wie Fehlgeburten oder andere Verluste zu verarbeiten.
Kleine Rituale, empathische Unterstützung und strukturierte Sitzungen tragen dazu bei, innere Stabilität und emotionale Balance zurückzugewinnen.
EMDR hat einen nachhaltigen Effekt. Die Patientin spürt bereits in der Sitzung, dass Abstand/Entspannung entsteht und die Wirkung entwickelt sich in den Tagen danach noch weiter. Sehr oft berichten die Patientinnen über mehr Leichtigkeit und über eine tiefere Atmung.
Wenn Sie selber Angst vor einer Fehlgeburt haben, weil Sie davor Schwangerschaftsverluste erlebt haben, bin ich gern für Sie da, um Sie durch die Gefühlen zu begleiten. So können Sie in meiner Begleitung die Gefühle in Ruhe und in einem Raum voller Sicherheit und Geborgenheit verarbeiten und neue Zuversicht daraus schöpfen.

