Praxisbeispiel: Verlustverarbeitung vor Kinderwunschbehandlung
EMDR und emotionale Begleitung bei Kinderwunsch – Stressreduktion und Verarbeitung früherer Verluste
Ein einfühlsames Praxisbeispiel zur Verlustverarbeitung vor Kinderwunschbehandlung und zur Reduktion von Kinderwunsch-Stress mittels EMDR und inneren Bildern. Beispiel wurde anonymisiert. Julia kam zu mir mit dem Wunsch nach einem zweiten Kind, der sich trotz guter Chancen nicht erfüllen wollte. In der Kombination aus EMDR und emotionaler Begleitung konnte sie alte Verluste verarbeiten, ihren inneren Stress lösen und neue Kraft für ihren Kinderwunsch gewinnen.
Bericht über eine psychologische Begleitung bei Verlustverarbeitung im Rahmen einer Kinderwunschbehandlung
Belastungen im Kinderwunsch: Wenn Stress und frühere Verluste den Weg erschweren
Julia kam zu mir mit dem Wunsch nach einem zweiten Kind, der sich bisher trotz mehreren Embryotransfer nicht erfüllt hatte. Sie litt zunehmend unter Stress und spürte, dass ihre Kraft, weiterzumachen, zu Ende ging – obwohl es laut ihrer Kinderwunschärztin gute Chancen auf Erfolg gab. Diese empfahl ihr schließlich, zu mir zu kommen, um den Stress in den Kinderwunschbehandlungen zu reduzieren.
Ihr erstes Kind, Elena, war gleich beim ersten Versuch entstanden. Sie wurde per Kaiserschnitt geboren, alles verlief gut, und Julia konnte sie problemlos stillen. Doch die erneuten Kinderwunschbehandlungen setzten ihr sehr zu, und sie wollte verstehen, woran das lag.
Unverarbeitete Verluste vor der Kinderwunschbehandlung: Warum sie so relevant sind
Kurz vor Elena hatte sie bereits eine Schwangerschaft erlebt – ihr Sohn Leo war jedoch nicht gesund. Bei ihm wurde eine Trisomie 21 mit einem schweren Herzfehler festgestellt, sodass nicht sicher war, ob er überhaupt lebensfähig sein würde. Julia und ihr Partner trafen schweren Herzens die Entscheidung für einen Abbruch. Sie fühlten, dass sie nicht die Kraft hätten, ein Kind zu gebären, dessen Überleben ungewiss war.
Sie erlebte eine stille Geburt. Diese Erfahrung machte sie zutiefst traurig. Sie nahm sich Zeit, um Leo zu betrauern, wollte jedoch so schnell wie möglich wieder schwanger werden. Schon wenige Monate später wurde Elena mit Hilfe einer Kinderwunschbehandlung gezeugt.
Doch Julia spürte, dass sie noch immer starke, traurige Gefühle gegenüber Leo hatte. Diese Belastung erhöhte den Stress bei den Kinderwunschbehandlungen, die bisher ohne Einnistung geblieben waren – sieben Transfers insgesamt. Nach der stillen Geburt hatte sie fünf bis sechs Stunden Psychotherapie in Anspruch genommen. Trotzdem hatte sie Leo damals nicht angesehen. Es waren zwar Fotos gemacht worden, doch sie konnte sie sich nicht anschauen.
Wenn sie draußen Kinder mit Trisomie sah, fühlte sie sofort Sympathie und Bewunderung und den Impuls, sie zu verteidigen, wenn andere Menschen abwertend reagierten.
Ich konnte deutlich spüren, dass in ihrem Herzen noch etwas keinen Platz gefunden hatte. Ich hatte den Eindruck, dass Schuldgefühle geblieben waren und Leo innerlich noch keinen richtigen Platz in ihrem Leben und in ihrem Herzen hatte.
Stille Geburt verarbeiten mit EMDR: Psychologische Unterstützung bei traumatischen Erfahrungen
Ich fragte sie, ob sie die Kraft hätte, die stille Geburt innerlich noch einmal aufzusuchen und wahrzunehmen, welche Gedanken, Gefühle oder Erinnerungen vielleicht noch Aufmerksamkeit brauchen. Ich erklärte ihr, wie EMDR und innere Bilder in solchen Situationen hilfreich sein können, und bereitete sie darauf vor. Sie war einverstanden und fühlte sich stabil genug dafür.
Viele Menschen berichten, dass bei Verlusterfahrungen EMDR in Kombination mit Inneren Bildern ihnen hilft, belastende Erinnerungen zu verarbeiten. Wir sehen nicht mit den Augen, sondern mit dem Gehirn. In unserer Vorstellungswelt können Erfahrungen entstehen, die heilend wirken und als positive, korrigierende Erinnerungen abgespeichert werden. Wichtig ist, dass diese inneren Bilder nach der emotionalen Verarbeitung von selbst entstehen – erst dann ist die Wirkung nachhaltig.
In der Begleitung durch EMDR führte ich Julia in ihrer Vorstellung zurück zu der stillen Geburt – als heutige Julia. Ich achtete stets darauf, dass sie stabil blieb und jedes auftauchende Gefühl wahrnehmen und gleich mit EMDR verarbeiten konnte. Ich fragte sie, ob sie heute in der Situation einen Impuls verspürt, den sie damals nicht erleben konnte aber heute gern nachholen würde.
In ihrer Vorstellung ging sie zu Leo und schaute ihn an. Sie spürte, wie ein wunderschönes, warmes Licht aus ihm herausströmte. Sie konnte ihm ihre Traurigkeit zeigen – darüber, dass er nicht gesund war. Sie erinnerte sich, dass sie nach der Diagnose bis zur stillen Geburt ihre Liebe zu ihm nicht mehr zulassen konnte. Das tat ihr unheimlich leid.
Damals hatte sie sich vom Schicksal bestraft gefühlt, war zutiefst enttäuscht und wütend – auch auf sich selbst – und nicht mehr in der Lage, Leo weiter Ihre Liebe zu schenken, weil der Schmerz des Loslassens zu groß war.
Schuldgefühle nach Schwangerschaftsabbruch: Emotionale Entlastung durch EMDR
Nun lud ich sie ein, in ihrer Vorstellung ihr Herz zu öffnen und ihm ihre Liebe zu zeigen, die sie nun wieder spüren konnte. Unter Tränen der Erleichterung bat sie Leo um Entschuldigung, dass sie damals nicht die Kraft gehabt hatten, herauszufinden, ob sein Herz stark genug gewesen wäre, und dass sie mit ihrem Mann über sein Weiterleben entschieden hatten.
Sie spürte Leos Vergebung – und eine große Erleichterung in ihrem Herzen. Ich schlug ihr vor, Leo zu sagen, dass er ihr erstes Kind ist und es immer bleiben wird, der große Bruder von Elena. Leo reagierte in ihrer inneren Welt sehr positiv darauf, und Julia fühlte viel Frieden in ihrem Herzen.
Alles hatte nun seine Ordnung und seinen Platz gefunden. Die Verbindung zu Leo war wieder liebevoll. Sie sagte, er fühle sich nun gesehen, geliebt und als Teil der Familie. Die Schuldgefühle waren gewichen – an ihre Stelle war Liebe getreten.
Innere Stabilisierung vor IVF/ICSI: Wie emotionale Verarbeitung Kraft zurückgibt
Am Ende der Sitzung konnte sie sich zum ersten Mal das Foto von Leo anschauen. Sie wollte ihm zu Hause einen schönen Platz geben, sichtbar auch für andere – als Zeichen, dass er Teil der Familie ist.
Sie spürte, dass sie jetzt wieder mehr Kraft für ein weiteres Kind und Stabilität für weitere Behandlungsversuche hatte – für ein drittes Kind, nicht, wie sie zu Beginn gesagt hatte, für ein zweites. Sie wurde zufälligerweise bei nächsten Versuch schwanger. (Ob und wann eine Schwangerschaft entsteht, hängt natürlich von vielen medizinischen Faktoren ab).
Fazit: Verlustverarbeitung stärkt die emotionale Basis für weitere Kinderwunschbehandlungen
Es ist sehr wichtig, frühere Verluste vor einer Kinderwunschbehandlung gut zu verarbeiten und zu integrieren. Das reduziert spürbar den empfundenen Stress und stärkt die psychische Stabilität für den weiteren Kinderwunschweg.
Denn jeder nicht eingenistete Embryo wird als Verlust erlebt. Wenn frühere, unverarbeitete Verluste in der Psyche noch präsent sind, schwingen sie mit und verstärken die emotionale Belastung jedes weiteren Verlustes.
Eine einfühlsame Trauerbegleitung bei Verlusten nach Kinderwunschbehandlungen – insbesondere mit Methoden wie EMDR bei Kinderwunsch oder inneren Bildern – kann helfen, solche Erlebnisse zu integrieren, Stress zu reduzieren und schnell einen neuen Raum für Vertrauen und Hoffnung zu schaffen.
Dadurch braucht die betroffene Frau weniger psychische Kraft für weitere Versuche, die oft notwendig sind. Eine gute Verlustverarbeitung vor Kinderwunschbehandlung kann den Weg zur Schwangerschaft spürbar erleichtern – und den inneren Raum für neues Leben öffnen.
–> Mehr zur emotionalen Verarbeitung von Schwangerschaftsabbruch und stiller Geburt finden Sie hier

